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ECODRY - BLOG

Ein kleines „Wunder“ legt Kirche trocken

Ein kleines „Wunder“ legt Kirche trocken

Hastenrather können bald wieder in ihrer frisch saniert und hell gestrichen Kirche St. Josef beten

Ein kleines „Wunder“ legt Kirche trocken

GANGELT-HASTENRATH

Zu Pfingsten könnte die frisch sanierte Kirche St. Josef Hastenrath wieder geöffnet werden. Und dieses christliche Fest, das die Aussendung des heiligen Geistes feiert, würde auch sehr schön zu der Geschichte passen, die sich in Hastenrath zugetragen hat. Denn wie es kam, dass die Kirche, die 1869 über einem Maar, also über einer feuchten Mulde erbaut wurde, nun endlich trocken gelegt werden konnte, weiß keiner so genau.


Der „Bauausschuss“ der Kirchengemeinde mit Robert Dahlmanns, Dieter Hensgens, Heinz Nießen, Tim Breickmann, Georg Zillgens und Finanzchef Ralf Korsten hat das Projekt gemeinsam mit Pfarrer Daniel Wenzel über die Bühne gebracht – mit viel Herzblut, einer halben Million Euro und eben einem kleinen Wunder. Für das „Wunder“ sorgen, getreu dem Motto „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott“, drei unscheinbare Kästen, die im Kirchenschiff aufgehängt wurden.


Vergebliche Mühen

An der Trockenlegung der Kirchenmauern waren schon die Vorgänger des heutigen „Bauausschusses“ gescheitert. Immer wieder war der Putz in den vergangenen Jahrzehnten abgeschlagen worden – ohne Erfolg.


Der Plan der Kirche stammte von Baurat Kremer und die Bauleitung oblag damals Kreisbaumeister Neu, beide aus Aachen. Gebaut wurde im neugotischen Stil aus Backsteinen mit Langhaus, Querhaus und Chor. Nachdem die Kirche im Zweiten Weltkrieg durch die Kampfhandlungen beschädigt worden war, hatte nach dem Krieg die Sprengung von Minen im benachbarten Kievelberg sieben Kirchenfenster zerstört.


1952 waren sieben neue, sehr schöne, von Ernst Jansen-Winkeln entworfene Kirchenfenster eingesetzt worden. 1953 war eine gründliche Renovierung und Ausmalung der Kirche, die sich bis auf die sieben Fenster bis heute im Originalzustand befindet, vorgenommen worden.


2017 startete die aktuelle Sanierungsmaßnahme mit dem Projekt „Trockenlegung des Mauerwerks“. Der „Bauausschuss“ überlegte. Experten gaben ihre Meinung ab. Dieter Hensgens entdeckte das „Ei des Kolumbus“, also eine verblüffend einfache Lösung für ein scheinbar unlösbares Problem.


Das „Ei des Kolumbus“ stellt die Regensburger Firma Ecodry International GmbH her. Es handelt sich um einen kleinen Kasten. Der wird an die Wand gehängt. Dann kommt der Stecker in die Steckdose. Und dann wartet man ab. Beim Ecodry-Verfahren werden dynamische Magnetfelder erzeugt. Diese durchdringen das Mauerwerk und wirken „spezifisch auf die komplexen Vorgänge und physikalischen Gleichgewichte in den wasserführenden Kapillaren des Mauerwerks ein. Die Wirkung des Kapillareffektes im Mauerwerk wird dabei allmählich verringert.“


So sagt es der Hersteller. Dieter Hensgens glaubt natürlich nicht jedem Werbeprospekt, schon gar nicht, wenn seine Kollegen im Kirchenvorstand Meinungen von Professoren und Architekten eingeholt hatten, die das Ecodry-Verfahren als Quatsch abtaten. Ein Besuch in einer Kirche bei Regensburg, die mit dem Verfahren trocken gelegt worden war, überzeugte ihn.


Nun musste Hensgens Überzeugungsarbeit leisten. Doch was galt es schon zu verlieren? Schließlich betrugen die Kosten für den Einsatz des neuen Verfahrens ein Zehntel der konventionellen Sanierungskosten, deren Langzeitwert zudem fraglich erschien. Drei Kästen installierte die Regensburger Firma schließlich zur Trockenlegung des Hastenrather Kirchenschiffs. Jeder Kasten wirkt jeweils 14 Meter nach rechts und nach links.


30 Euro im Jahr

Nach einem Jahr Laufzeit war die Feuchtigkeit im Mauerwerk um rund 50 Prozent zurückgegangen. Nach zwei Jahren waren die Mauern trocken. Die drei Geräte müssen nun zwar weiter laufen, um einen erneuten Anstieg des Wassers über die feinen Kanäle im Mauerwerk zu verhindern, doch Stromkosten von 30 Euro im Jahr für alle drei Geräte dürften zu verschmerzen sein.


Silvia Forg vom Architekturbüro Viethen aus Erkelenz begleitet die Sanierungsarbeiten, die nach der Trocknung Schritt für Schritt weiter geführt wurden. Mauerfugen wurden tief ausgekratzt. Neuer, atmungsaktiver Putz konnte aufgetragen werden. Georg Pelzer, Malermeister aus Birgden, nahm mit seinem Team die Arbeit auf. In Absprache mit der Denkmalpflege wurde ein kleines Stückchen der alten Wandmalerei im Altarraum erhalten. Die Kirche war einst innen dunkel ausgemalt gewesen, erst später wie heute wieder hell gestrichen worden. Die Fenster sind bereits aufwendig saniert worden und erstrahlen wunderschön.


Die letzten Malerarbeiten werden gerade abgeschlossen. Nun steht die intensive Säuberung der Orgel an. Die Feuchtigkeit hatte dem Instrument, das noch aus dem 19. Jahrhundert stammt, stark zugesetzt. Unter dem Dach oberhalb des Gewölbes wurde das Gebälk teilweise ausgetauscht. Die Komplettsanierung der Kirche St. Josef Hastenrath wäre vermutlich nicht möglich gewesen, wenn die Trockenlegung nicht so günstig vonstattengegangen wäre.


Pfarrer Daniel Wenzel ist überzeugt, dass überall dort, wo eine Kirchengemeinde lebendig ihre Gemeinschaft gestaltet, sie auch ihre Kirche im Ort erhalten kann. In dem Fall seien heute noch Sanierungen in einem solchen Umfang sinnvoll und möglich, dies zeige das Engagement der Hastenrather.


Das Bistum Aachen fördert die Sanierungsmaßnahme mit 260.000 Euro. Die Gemeinde steuert Rücklagen bei. 15.000 Euro an spontan geleisteten Spenden der Gemeinde hatten bereits dafür gesorgt, dass das gesamte Kircheninnere neu gestrichen werden konnte. 80.000 Euro sind derzeit noch offen. Eine weitere Spendenaktion läuft gerade an.


Bleibt zu hoffen, dass es das Pandemiegeschehen möglichst bald zulässt, dass sich die Hastenrather und Kievelberger ihre schöne Kirche von innen anschauen können.


©AZ • Nummer 68 • Montag, 22. März 2021

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